Zeitinseln
Tatiana Abarzua
„Denn das Leben ist ein Fluss, der fließen muss (lass ihn fliegen)“ aus dem Song Krieger, Die Fantastischen Vier
Fasziniert vom Wasser und den Fähren, die Havel und Spree überqueren, machte ich mich mit Fahrrad und Fotoapparat auf den Weg. Manche Wasserwege kannte ich, manche waren mir neu. Es gibt sehr kurze Fährrouten, wie die seit 1896 existierende Verbindung zwischen Treptow und Oberschöneweide. Und längere, etwa entlang der Müggelspree.
Immer wieder ein Blick auf die in der Sommersonne schimmernden Wasserflächen. Kleine Auszeiten seien diese Überfahrten für sie, erzählten mir Mitreisende, mit denen ich bei meinen Fotoausflügen ins Gespräch kam. Entschleunigendes Unterwegssein für rastlose Großstadtmenschen. Ebenso: Für zur Arbeit pendelnde Menschen,
und ihre Fährmänner und Fährfrauen sind diese kleinen Schiffe ganz pragmatisch „die Verlängerung der Busstrecke“. Auch dann wird der vollständig von Wasser umgebene Reiseweg zur persönlichen Insel – ein temporärer Ort außerhalb des Mobilitätstrubels und Tagewerks.
Im Fluss der Zeit, während die Fotoserie entstand, erkannte ich (für mich), dass die unwegsame Coronakrisenzeit neben einer Sehnsucht nach Ausflügen ins Grüne auch andere Spuren hinterlassen hatte. Eine innere Aufforderung, das zu erkunden und zu fühlen, was ist.