(C) Britta Indorf

Es liegt erst zweihundert Jahre zurück, dass das Leben von Menschen auf unserem Planeten in Bewegung geriet. Von heute aus betrachtet, erscheinen uns 12.000 Jahre Sesshaftigkeit als graue Vorzeit. Langsam zunächst, dann immer schneller und umfassender, bewegen sich Menschen zwischen Orten, Statusgruppen und Kulturen hin und her.

Wir nennen es Mobilität. Aufstieg, Abstieg und Umzug markieren unser Leben. Raum und Zeit schrumpfen; uns erscheint die Welt als Dorf. Menschen steigen in Züge oder Flugzeuge; sie sitzen auf Raketen oder überwinden mit Schiffen riesige Entfernungen; Autos revolutionierten unser Leben und unsere Städte. An entfernteste Orte schalten wir uns zu. Das alles wirkt, als schaue man beim Urknall zu.

Mobilität umfasst uns vollständig. Wir lieben die Möglichkeiten, die sie uns eröffnet: Reisen, Komfort, Fantasie und Tempo. Wir hassen die Schneisen, die sie durch unsere Städte, Landschaften und Leben zieht. Mobilität beflügelt, und sie inspiriert unsere Neugier. Zugleich zwingt sie uns zu steter Bewegung und Anpassung. Auch der Stillstand verändert seine Bedeutung: Immobilität macht Angst; anderen erscheint sie als Verheißung.

Fluch und Segen der Mobilität beschäftigen die Reportagen, die hier versammelt sind. Wir sehen Menschen im Verkehr: raumgreifende LKWs transportieren Güter; Fahrräder wedeln ihren Slalom auf dem engen Raum, den Autos ihnen lassen; Fußgänger verwandeln sich in Sportler, um mitzuhalten. In diesem Wirbel sehen wir Menschen, die sich nicht bewegen können: Landbewohner etwa, Kranke, oder einen Menschen im Rollstuhl. Wir sehen Menschen, die Tempo herausnehmen aus ihrem Leben: auf Rädern, auf Fähren oder auch auf Reisen. Menschen verwandeln den einst fernen Urlaubsort zum Büro.

Mobilität prägt unser Leben. Fotografinnen und Fotografen fangen sie ein in Bildern zwischen Bewegung und Stillstand. Sie reisen zwischen Raum und Zeit – mit dem Kopf und mit der Kamera.

von Andreas Helle

Reportagen

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Tatiana Abarzúa